Humanistische Bibliothek in Schlettstadt
Die Humanistische Bibliothek, die älteste öffentliche Bibliothek im Elsass,
wurde 1452 gegründet. Sie besteht aus zwei Bibliotheken des 15. und 16.
Jahrhunderts und befindet sich im ersten Obergeschoss der ehemaligen Kornhalle.
Die ältere ist die der Lateinschule, die jüngere die des Beatus Rhenanus (1485-1547),
Humanist, Philologe und Freund des Erasmus. 1511-1519 war er Mitarbeiter Frobens
in Basel und wirkte dann bis 1526 abwechselnd in Schlettstadt und Basel.
Diese beiden Bibliotheken zusammen enthalten 450 Handschriften,
530 Inkunabeln (Drucke aus der Zeit von 1440 bis 1500) und 2000 Drucke aus
dem 16. Jahrhundert. Das älteste hier gezeigte Buch ist ein merowingisches
Pergament-Lektionar (biblische Lesetexte für den Gottesdienst) aus dem 7. Jahrhundert.
Weitere kostbare Handschriften sind das Kapitularbuch (Erlasse, Gesetze und Verordnungen)
Kaiser Karls des Grossen, eine mit Initialen geschmückte Bibel des 13. Jahrhunderts,
ein Kettenbuch aus der ehemaligen Lateinschule und ein Schulheft des Beatus
Rhenanus sowie Werke der Humanisten Jakob Wimpfeling, Martin Bucer und Erasmus von Rotterdam.
Eine grosse Vitrine enthält von den ersten Elsässer Druckern herausgegebene Wiegendrucke,
z.B. solche des um 1410 in Schlettstadt geborenen Johannes Mentel oder Mentelin,
Erstdrucker von Strassburg, ferner Drucke der Strassburger Drucker Adolf Rusch
und Martin Schott. Interessant auch der Druck «Cosmographiae Introductio»
(gedruckt 1501 von Martin Waldseemüller in St-Dié im benachbarten Lothringen),
die erstmals den Namen «America» nach dem Entdecker Amerigo Vespucci für einen
Teil Südamerikas enthält. Noch manch anderes Werk wäre zu nennen, doch soll dies genügen.